Das Glaubens-Bekenntniß des heiligen Athanasius

Beim Morgen-Gebete

An den folgenden Festen, am Weihnachts-Tage, am Feste der Erscheinung des Herrn, am Sancti Matthias-Tage, am Oster-Sonntage, am Himmelfahrts-Tage, am Pfingst-Sonntage, an den Tagen Sancti Johannis des Täufers, Sancti Simonis und Sancti Juda, Sanct Andrea, und am Sonntage Trinitatis soll beim Morgen-Gebete statt des Apostolischen Glaubens-Bekenntnisses, das folgende Bekenntniß unseres Christlichen Glaubens, gewöhnlich das Glaubens-Bekenntniss des heiligen Athanasius genannt, vom Geistlichen und von der Gemeine stehend gesungen oder gesprochen werden.

Quicunque vult.

Wer selig werden will : dem ist vor allen Dingen nöthig, daß er den katholischen Glauben habe.

Wer diesen Glauben nicht ganz und rein hält : der wird ohne Zweifel auf ewig verloren sein.

Der katholische Glaube besteht aber darin : daß wir Einen Gott in der Dreieinigkeit, und die Dreieinigkeit in der Einheit anbeten;

Und weder die Personen in einander mengen : noch das göttliche Wesen zertrennen.

Denn eine andere Person ist der Vater, eine andere der Sohn : und eine andere der heilige Geist.

Aber die Gottheit des Vaterse, des Sohnes und des heiligen Geistes ist Eine und dieselbe : gleich in Herrlichkeit, gleich ewig in Majestät.

Was der Vater ist, das ist der Sohn : und das ist der heilige Geist;

Der Vater unerschaffen, der Sohn unerschaffen : und der heilige Geist unerschaffen;

Der Vater unermeßlich, der Sohn unermeßlich : und der heilige Geist unermeßlich;

Der Vater ewig, der Sohn ewig : und der heilige Geist ewig.

Und sind doch night Drei Ewige : sondern Ein Ewiger.

Auch nicht Drei Unermeßliche, und nicht Drei Unerschaffene : sondern Ein Unerschaffene und Ein Unermeßliche.

So ist auch der Vater allmächtig, der Sohn allmächtig : und der heilige Geist allmächtig.

Und sind doch nicht Drei Allmächtige : sondern Ein Allmächtiger.

So ist der Vater Gott, der Sohn ist Gott : und der heilige Geist ist Gott.

Und sind doch nicht Drei Götter : sondern Ein Gott.

So ist auch der Vater Herr, der Sohn ist Herr : und der heilige Geist ist Herr.

Und sind doch nicht Drei Herren : sondern Ein Herr.

Denn wie die christliche Wahrheit uns nöthigt zu bekennen : daß eine jede Person für sich Gott und Herr ist;

So verbietet uns die katholische Religion zu sagen : es seien Drei Götter oder Drei Herren.

Der Vater ist von Niemanden gemacht : weder geschaffen, noch erzeugt.

Der Sohn ist allein vom Vater : nicht gemacht, noch geschaffen, sondern erzeugt.

Der heilige Heist ist vom Vater und vom Sohne : weder gemacht, noch geschaffen, noch erzeugt, sondern geht von beiden aus.

So ist nun ein Vater, nicht Drei Väter; Ein Sohn, nicht Drei Söhne : Ein heiliger Geist, nicht Drei heilige Geister.

Und in dieser Dreieinigkeit ist keine Person vor, oder nach der andern : keine ist größer oder geringer als die andere;

Sondern alle Drei Personen sind mit einander gleich ewig : und gleich groß.

So daß in Allem, wie oben gesagt ist : die Einheit in der Dreieinigkeit und die Dreieinigkeit in der Einheit angebetet werden muß.

Wer nun selig werden will : der muß also von der Dreieinigkeit denken.

Ferner ist nothwendig zur ewigen Seligkeit : daß man richtig an die Menschwerdung unseres Herrn Jesu Christi glaube.

Der rechte Glaube aber nun ist der, daß wir glauben und bekennen : daß unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist;

Als Got, aus dem Wesen des Vaters vor der Welt erzeugt : und als Mensch, aus dem Wesen seiner Mutter in der Welt geboren;

Vollkommener Gott, und vollkommener Mensch : mit vernünftiger Seele und menschlichem Leibe;

Gleich dem Vater, nach der Gottheit : und kleiner als der Vater, nach der Menschheit.

Aber, wiewohl er Gott und Mensch ist : ist er doch nicht zwei, sondern Ein Christus.

Ein Christus, nicht durch Verwandlung der Gottheit in die Menschheit : sondern dadurch, daß die Gottheit die Menscheheit an sich genommen hat.

Er ist nur Einer, nicht durch Vermengung des Wesens : sondern durch Einheit der Person.

Denn so wie die vernünftige Seele und der Leib Ein Mensch ist : so ist Gott und Mensch nur Ein Christus,

Der für unser Heil litt, zur Hölle hinab fuhr : und am dritten Tag von dem Todten wieder auserstand;

Er fuhr auf zum Himmel, er sitzt zur Rechten des Vaters, des allmächtigen Gottes : von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und Todten.

Bei seiner Wiederkunft werden ale Menschen mit ihren Leibern wieder auferstehen : und von ihren Werken Rechenschaft ablegen;

Und die, welche Gutes gethan haben, werden in das ewige Leben gehen : die aber, welche Böses gethan haben in das ewige Feuer.

Dieß ist der katholische Glaube : und wer nicht treu an diesem Glauben hält, der kann nicht selig werden.

Ehre sei dem Vater, dem Sohne : und dem heiligen Geiste;

Wie es im Anfang war, jetzt ist, und immerdar sein wird : von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.